Leser*innen Meinung Ute Fischer

Ute Fischer, ehemalige Landtagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt schrieb:

Ein gutes Erinnerungsbuch. Viele Einzelheiten sind in Vergessenheit geraten, denn zu viele Dinge waren zu bewältigen. Und die FES hat ja auch gesagt” Frauen übernehmt Verantwortung”, was wir getan haben, nicht nur innerhalb der SPD oder AWO. Es waren ungeheuer spannende Zeiten. Ich bin sehr dankbar diese Wendezeit mit erlebt, etwas mit gestaltet zu haben und gute Freundinnen und Freunde gewonnen zu haben. Deine Büchlein kann man mit Genuss und freundlichem Erinnern so leicht lesen. Die Verletzungen, zerstörten Lebensentwürfe und finanziellen Abstürze vieler Alleinerziehenden und Familien wirken allerdings bis heute. Die Arbeit der Treuhand zum Nachteil Ostdeutschlands mit ihrer skrupellosen Finanzpolitik und Vetternwirtschaft ist bis heute nicht aufgearbeitet und für viele Menschen ein Trauma.

Dazu kommt das Rentensystem mit seinen Ungerechtigkeiten, nicht nur gegenüber geschiedenen Frauen, sondern auch gegenüber Chemikern, Frauen im mittleren medizinischen Dienst, Eisenbahnern u.s.w. Noch immer hat Deutschland keine Verfassung, obwohl die Frauenorganisationen schon 1992 geeignete Vorlagen erarbeitet hatten. Und die frauenfreundlichen Abstimmungen zum §218 hat man durch spätere Bestimmungen und Druck auf Ärzte und Ärztinnen verschlimmert. Wir sind der FES zu Dank verpflichtet, ich betone das auch immer wieder. Es gab tolle Veranstaltungen , die uns viel gegeben haben und wir haben tolle Frauen kennen gelernt. Aber ich kann so eine Erinnerung nicht nur mit Schmunzeln lesen, ohne an die Wunden für die vielen Frauen zu denken.