Presse und Leser*innenmeinungen

Katrin Budde, MdB, Sachsen-Anhalt, schrieb:

Es waren spannende und gute Zeiten. Und, ich habe in unseren Veranstaltungen und Gesprächen viel gelernt. Wir hatten ja ganz unterschiedliche Biographien und Erfahrungen. Uns war gegenseitig vieles fremd, weil unser Aufwachsen, unser Alltag so verschieden gewesen sind. Frauenpolitik, Gleichstellungspolitik war so unterschiedlich gewesen in den beiden Staaten und mussten und durften so viel neu denken und ordnen, aber eben auch verknüpfen. Es war eine wunderbare Zeit, politisch und persönlich. Da gab es noch Zusammenhalt und Solidarität. Wie schön, dass Du alles aufgeschrieben hast.

Ute Fischer, ehemalige Landtagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt schrieb:

Ein gutes Erinnerungsbuch. Viele Einzelheiten sind in Vergessenheit geraten, denn zu viele Dinge waren zu bewältigen. Und die FES hat ja auch gesagt” Frauen übernehmt Verantwortung”, was wir getan haben, nicht nur innerhalb der SPD oder AWO. Es waren ungeheuer spannende Zeiten. Ich bin sehr dankbar diese Wendezeit mit erlebt, etwas mit gestaltet zu haben und gute Freundinnen und Freunde gewonnen zu haben. Deine Büchlein kann man mit Genuss und freundlichem Erinnern so leicht lesen. Die Verletzungen, zerstörten Lebensentwürfe und finanziellen Abstürze vieler Alleinerziehenden und Familien wirken allerdings bis heute. Die Arbeit der Treuhand zum Nachteil Ostdeutschlands mit ihrer skrupellosen Finanzpolitik und Vetternwirtschaft ist bis heute nicht aufgearbeitet und für viele Menschen ein Trauma.

Dazu kommt das Rentensystem mit seinen Ungerechtigkeiten, nicht nur gegenüber geschiedenen Frauen, sondern auch gegenüber Chemikern, Frauen im mittleren medizinischen Dienst, Eisenbahnern u.s.w. Noch immer hat Deutschland keine Verfassung, obwohl die Frauenorganisationen schon 1992 geeignete Vorlagen erarbeitet hatten. Und die frauenfreundlichen Abstimmungen zum §218 hat man durch spätere Bestimmungen und Druck auf Ärzte und Ärztinnen verschlimmert. Wir sind der FES zu Dank verpflichtet, ich betone das auch immer wieder. Es gab tolle Veranstaltungen , die uns viel gegeben haben und wir haben tolle Frauen kennen gelernt. Aber ich kann so eine Erinnerung nicht nur mit Schmunzeln lesen, ohne an die Wunden für die vielen Frauen zu denken.

Leserin Ingrid Matthäus-Maier, Vorsitzende des Kuratoriums der Friedrich-Ebert-Stiftung schrieb:

Die Beschreibung der Situation vor allem der Alleinerziehenden ist wirklich sehr eindrucksvoll und überzeugend. Und die Hinweise auf die frauenfeindliche Sprache in Kapitel 6 sind sehr zutreffend. Ich habe auch in meiner Zeit in der KfW penibel darauf geachtet, dass es -wenn überhaupt -heißen muß: gewählt wird die weibliche Formulierung -die Männer sind "mitgemeint". Und das Trauerspiel um den §218 StrGB macht mich bis heute traurig. Anderer Meinung bin ich, was das "überhastet" angeht. Das wollten die Menschen in der DDR.

Hier ein Artikel von Liubov Osatiuc:

Erinnerungen an Abenteuerreisen - Wahre Geschichten

Monika Herrmann befasst sich in ihrem Buch Abenteuerreisen mit Usch mit mehreren Themen gleichzeitig. Einerseits spricht sie ausführlich über die spießbürgerliche Berliner Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Andererseits setzt sich Herrmann mit dem herablassenden Frauenbild in der Nachkriegszeit auseinander, in der Frauen auf die Arbeitsstelle zugunsten des Mannes verzichteten. Diese beiden Faktoren führten zu ihrer Flucht vor der bitteren Realität. Die Autorin spricht offen über ihre Kindheit, über schwierige Beziehungen zu ihren Tanten und vor allem ihrer Mutter, die sie gelegentlich hin und wieder geschlagen hat. Sie redet über ihre eigene aggressive Art in den Jugendjahren, die mit dem Alter nur zunahm. Die Beschreibung ihrer Lehrerin traf es auf den Punkt: “Du hast den Teufel in den Augen!“ Es sollte vielleicht jedoch als feministische Gegenhaltung verstanden werden. Ihr Leben widmete sie tatsächlich der Frauenpolitik. Und die Aussage ihres Vaters, “Kind, du wirst doch keine Terroristin werden!“, deutete auf eine revolutionäre Einstellung der Autorin hin, die sie circa fünf Jahrzehnte später im Gespräch mit mir bestätigte: “Wir haben viel Frauen- politik in der ehemaligen DDR gemacht. Wir haben Frauen auf die Barrikaden gebracht!“ Ich denke, ihre außerordentliche Art, keine Angst vor großen Herausforderungen zu haben, wurde stark durch ihre Reisen mit ihrer Schulfreundin Ursula, genannt Usch, geprägt. In ihrem Buch Abenteuerreisen mit Usch findet der Leser Abenteuer, die er sich kaum vorstellen kann und in denen er schon gar nicht an der Stelle der Autorin und ihrer Freundin Usch sein will. Zumindest heutzutage nicht. Allein ein Spaziergang im Wattenmeer in Kenia endete mit einem chaotischen Anschwimmen gegen die einsetzende Flut zwar erfolgreich, aber lebensgefährlich. Auch die Befreiung des Ruderbootes aus Sandbank durch ihre Freundin Usch im Tana-Fluss ging glücklich zu Ende, obwohl in der Nähe sogar zwei Krokodile schwammen. Der Leser macht sich während des Lesens Sorgen um die Mädels und fragt sich, wann eine “ruhige“ Geschichte kommt. Endlich liest man über die verlorenen Ausweispapiere der beiden Freundinnen und kommt auf die Idee, dass die Mädels endlich mal etwas vor Ort – zum Beispiel in ihrer Heimatstadt Berlin – unterneh- men werden. Aber nein! Sie haben schon lange Berlin den Rücken gekehrt. Sie ließen sich die Papiere flugs neu ausstellen und waren wieder per Anhalter unterwegs. Nicht mal der ernsthafte Busunfall in der Südtürkei hielt sie von der Lust auf Abenteuer ab. Neugier und Abenteuerlust haben über die Angst triumphiert Durch ihr aufgeschlossenes Herz lernen beide Freundinnen Leute weltweit kennen. Sie schlossen neue Freundschaften und wurden von Brasilien bis nach Indien zu Besuch eingeladen. Eine Weltoffenheit, die in den 1970er und 1980er Jahren kaum vorstellbar war. Das unkomplizierte Verreisen zweier Frauen war auch durch männlich geprägte Länder möglich gewesen. Durch die Reisen entwickelte sich eine eiserne Freundschaft zwischen den beiden Frauen, welche nur durch den Tod getrennt werden konnten. 2017 starb Usch an schwerer Krank- heit. Dies stellte für die Autorin einen unersetzbaren Verlust dar. Monika Herrmann hat lange Zeit die Geschichten der Reisen mit ihrer Freundin Usch für sich und ihre sieben Enkelkinder behalten, sodass eines Tages ihre Enkelin Yasmin meinte, die Oma solle ihre Geschichten mit Tante Usch aufschreiben. Ich bin der Hoffnung, das Buch Abenteuerreisen mit Usch, Teil II lesen zu dürfen.

Liubov Osatiuc

Monika Herrmann: Abenteurreisen mit Usch. Verlag BoD Books on Demand, Norderstedt 2018.

Liubov Osatiuc stammt aus Molda- wien und lebt zur Zeit in Berlin. Sie ist als freie Journalistin tätig und arbeitet an ihrer Dissertation über Konsum und Werbung im postsowjetischen Russland.

Aus der Hermannstädter Zeitung S.5

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